Sonntag, 30. Januar 2011

El Chalten, klettern und kochen

Wir befinden uns in Esquel auf Halbweg zwischen Mendoza und El Chaltèn, unserem nächsten Kletterziel. Hier werden nützliche Informationen eingehot und der Wetterbericht genau studiert. So erfahren wir dass sich in 2 Tagen ein Schönwetterfenster von einem Tag öffnen soll. Tags darauf sitzen wir im Bus auf einer 1000 km und 22 h langen Reise über eine Schotterpiste gen Süden.
Um 1 Uhr nachts treffen wir völlig „durchgeschüttelt“ in El Chaltèn ein. Da sich Leo eine Entzündung am Fuß eingefangen hat wird er sich anstatt zu klettern als Basislagerkoch ausweisen müssen. Thomas Wettlauf mit der Zeit beginnt. Am nächsten Tag sollte bereits geklettert werden.

Thomas:
Angekommen in El Chaltèn gehts direkt in die „Cervezeria“ einen Kletterpartner zu finden. Nach viel Bier und Gesprächen, aber ohne Erfolg gehe ich „nach Hause“ ins Zelt. Glücklicherweise finde ich tags darauf einen Brasilianer, Alessandro. Bereits 2h später werden die Rucksäcke geschultert. Das Ziel steht fest, Torre Medialuna am Fuße des Cerro Torre, die Tour „Rubio y Azul“ (350m, 9 Sl, 6c ow) von Ermano Salvaterra.
 Nach 6 langen Stunden sind wir im Campamento „Niponino“, wo sich bereits David Lama samt Anhang aufhält. Am nächsten Morgen steigen wir in die Tour ein. Nach 4 Sl in mässigem Fels sind wir am anliegenden Pfeiler, von hier aus geht es über ein perfektes Risssystem weiter. In der 8 Sl erwartet uns noch ein überhängender 6c ow Riss. Nach ca 5 h feinstem Rissklemmen und wirklichem Genussklettern stehen Alessandro und ich am Gipfel, im Hintergrund der Cerro Torre und gegenüber Fitz Roy, die alles überragen. Jetzt bleibt uns nur noch abzuseilen und nach einer weiteren Nacht im Bivak kehren wir nach El Chaltèn zurück. Der Tagelange Aufwand von Organisation und Fahrt hat sich gelohnt. Viel verdanken wir auch dem immer zuverlässiger werdendem Wetterbericht.

Leo konnte in der Zwischenzeit seine Kochkünste verfeinern und sich ein fundiertes Insiderwissen über Chaltèn und seine Berge holen. Auch wenn er sich selbst lieber seine Hornhaut abgeklettert hätte. Nach getaner Arbeit und zurückkehrendem Schlechtwetter fahren wir wieder zurück nach Esquel von wo aus es nach Chile weiter gehen soll. Mal sehen was kommt!

Donnerstag, 20. Januar 2011

Aconcagua, Kaelte, Eis und wenig Luft



Argentinien 13 Jaenner 2011, 11.30Uhr Thomas Engl, 22 Muehlen in Taufers
und Leonhard Werth, 29 Altrei stehen am Gipfel des 6962m hohen Aconcagua.

Am 6 Jaenner 2011 starteten wir unsere 2 Mannexpedition von "Puente
del Inca" am Fusse des Aconcagua. Mit insgesammt 96 kg Material beladen
gingen wir Richtung "Plaza de Mulas", unser Basislager auf 4300m Hoehe. Dort
richteten wir unser Lager am Rande des eigentlichen Camps ein. Wir waren
beeindruckt wieviele Touristen hierher kommen, um teils mit viel Geld und
wenig Wissen diese Berge zu bezwinen. Die naechsten Tage verbrachten
wir mit Aklimatisation und Materialtransporten in die hoehergelegenen
Lager, auf 5580m. Nach nur 7 Tagen Vorbereitung, starteten wir unseren
1. Gipfelversuch. Wir tauschten den Gipfel an diesem Tag aber schon bald
gegen eine Rettungsaktion eines Mexikaners ein. Spaeter erfuhren wir dass
dieser unter einem Hirn und Lungeneudem, starker Unterkuehlung und einem
Herzinfarkt litt, was er aber zu seinem grossen Glueck ueberlebte. Am folgenden
Tag starteten wir der 2. Gigpelversuch bei Temperaturen um -20º C und
Windspitzen bis 50 km/h. Trotzdem konnten wir aber relativ schnell an Hoehe
gewinnen, auch wenn in dieser Hoehe jeder Schritt sehr schwer faellt und die
Kaelte und der Wind jede Bewegung fast unertraeglich machen. Nach nur 6 Std
standen wir um 11.30Uhr am hoehsten Punkt des gesamten Amerikanischen
Kontinents.
Unser Ziel war es moeglichst schnell, selbststaendig, und ohne
fremde Hilfe diesen Berg zu versuchen, was uns auch gelang und mit einem
fast wolkenlosem Himmel belohnt wurde. Auch wenn Berge wie dieser einen
sehr starken Andrang erleben, bleibt die Besteigung ohne fremde Hilfe immer
ein besonderes Erlebniss und eine besondere Leistung.